Vom Salzsiedeort zum Kurort

Vom Salzsiedeort zum Kurort

Das Dorf Salzhausen wurde vermutlich im Zuge des karolingischen Landesausbaus in der Zeit um 800 n. Chr. Gegründet. Belege aus einer früheren Zeit liegen mangels archäologischer Grabungen nicht vor. Bedingt durch die natürlichen Salzquellen und die Nähe zum Limes ist jedoch eine Nutzung der Salzquellen bereits in römischer oder gar keltischer Zeit nicht auszuschließen. Salzhausen wird erstmals im Jahre 1187 in einer Schenkungsurkunde der Grafen Berthold von Nidda an die Johanniter in Nidda als „Salzhusin“ erwähnt. Danach hatte „Salzhausen“ (etwa: die Häuser bei den Salzquellen) den kleinen Zehnten von 24 Acker und einen Malter Hafer an die älteste hessische Johanniterniederlassung, eine der ältesten in Deutschland überhaupt, abzuliefern. Es wird als „Salzhusin“ und Gut des Johanniterordens mehrfach erwähnt. Heute erinnert an die Zeit des Wirkens dieses Ordens nur noch der 1491/92 an die alte Johanniterkirche angebaute Johanniterturm, der als ein Wahrzeichen der 1200 Jahre alten Stadt Nidda gilt. 

Salzhausen wird erneut 1315 in einer Streitsache zwischen den Grafen und dem Orden erwähnt und dann wieder im Jahre 1446 in einem Zinsverzeichnis des Amtes Nidda. Als zinspflichtiger Bewohner taucht hier ein „Hensel der Soder“ auf, was den Schluss nahelegt, dass man zu diesem Zeitpunkt auf einfache Art bereits Salz gewann, aber wohl eher für den Hausgebrauch. In der weiteren Region reicht die Tradition der Salzgewinnung sogar bis in keltische Zeit zurück.
Als erster Pfänner (= Besitzer der Soda) erscheint Ludwig Knott in Salzhausen (1495-1511), der dem inzwischen landgräflichen Besitz zwei Gulden an das Amt Nidda zu zahlen hatte.
Zwar war in dieser Zeit das Gradieren der Sole noch nicht bekannt, aber Knott hatte wohl die Bedeutung der Salzquellen richtig erkannt und betrieb zwei Salzpfannen, die von drei Södern bedient wurden. Wegen des hohen Holzverbrauchs beim Versieden blieb der Ertrag insgesamt gering. Erst 100 Jahre später führte der Niddaer Amtmann Roland Krug sogenannte Strohleckwerke ein,

wodurch eine höhere Konzentration bei der Sole entstand, der Siedevorgang verkürzt und die Salzgewinnung damit verbilligt wurde. In der Zeit von 1593-1729 war die Familie Krug über fünf Generationen mit Salzhausen belehnt. Zwischenzeitlich hatte ein gewisser Lizentiat von Dorneck die in Verfall geratene Saline nach 1577 mit landgräflicher Unterstützung wiederaufgebaut. Obwohl Roland Krug die damals vorhandenen drei Salzbrunnen reinigen, fachmännisch ausbauen und erweitern ließ, was ihn wohl zum Hauptschöpfer und Organisator des Salzhäuser Salzwerkes werden ließ, geriet dieses auch unter der Familie Krug nach und nach in Verfall, so dass die Landesherrschaft in Darmstadt die Lehnsrechte ablöste.

Tief einschneidende Reformen erfuhr der Salinenbetrieb in den Jahren 1776-1786 als der „Hochfürstlich Hessen-Darmstädtische Kammerrat“ Johann Wilhelm Langsdorff und seine Nachkommen eine neue wichtige Entwicklungsphase für den Salzgewinnungsort einleiteten.
Insgesamt sieben Gradierbauten mit einer Länge bis 210 m.

Darunter auch ein Rundbau, erhöhten den Grad oder auch die Lötigkeit der zu versiedenden Sole. Unter Langsdorff wurde gleichfalls die Dorngradierung eingeführt und eine sogenannte „Wasserkunst“ lieferte vermehrt Sole aus den neu erbohrten ergiebigen Quellen.
Neben zwei Windmühlen sorgte die Wasserkunst mit ihrem Kunstgestänge und mehreren Wasserrädern für die notwendige Energie zum Betreiben der Solepumpen, die bis dahin durch Muskelkraft (Pferde) bewegt wurden. Dazu wurde das Niddawasser abgezweigt und in Holzrohren von Kohden aus über den Berg nach Salzhausen gepumpt, um dort in Teichen aufgefangen zu werden. Der heutige Landgrafenteich ist ein letztes Überbleibsel aus diesen Zeiten. 
Mit dem Wasser wurden Wasserräder, wie heute noch eines im Unteren Kurpark hinter dem Trinkkurhaus zu sehen ist, in Bewegung gesetzt., die ihrerseits wieder die Pumpen für die Sole-Förderung antrieben. Parallel zu den Röhren verlief ein bewegliches Balkengestänge, das in kunstvoller Weise über den Berg geführt, ebenfalls Pumpen antrieb. Dieses Gestänge wurde als Ausgangspunkt von dem Wasserrad Kohdener „Radhaus“ bewegt. 

Ein Modell dieses Technikdenkmals aus dem 18./19. Jahrhundert ist heute neben entsprechenden Situationsplänen im Niddaer Heimatmuseum zu besichtigen. Die Salzgewinn-
ung, die in der Blütezeit des Ortes bis zu 4600 Zentner jährlich betragen hatte; wurde mit der Zeit jedoch unrentabel. Mehrere Erdbeben brachten einige Quellen zum Versiegen oder aber es konnte nur noch Sole mit geringerer Lötigkeit gefördert werden. Umfangreiche Bohrungen brachten keine Abhilfe. 1860 wurde daher die Salzgewinnung eingestellt und die Anlagen der Wasserkunst verschwanden ab 1864 nach und nach. 

Ein Verbleib von früher ist der heute zu Inhalationszwecken unterhaltene Gradierbau sowie das Wasserrad


Gradierwerk

Trinkkurhalle

Stahlstich 1840

Bad Salzhausen – ein Ort mit Geschichte

Spazieren Sie durch den Kurpark und lassen Sie sich von den Zeitzeugen entführen in längst vergangene Zeiten… Bereits im 15. Jh. wurde hier aufwändig Salz, das weiße Gold, gewonnen. Roland Krug und Johann Wilhelm Langsdorff betrieben später die ersten Salinen. Sieben Gradierbauten gab es zu der Zeit in Bad Salzhausen. Anfang des 19. Jahrhunderts war die Salzgewinnung kaum noch rentabel. Zur gleichen Zeit entdeckte der berühmte Chemiker Justus von Liebig die Heilkraft der Solequellen.

Aus Bad Salzhausen wurde ein Ort der Gesundheit. Das Heilbad bietet ein breitgefächertes Therapieangebot bei Herz-, Gefäß- und Kreislaufkrankheiten, Erkrankungen der Haltungs- und Bewegungsorgane, rheumatischen Erkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, Erkrankungen des Nervensystems und psychosomatischen Beschwerden. Doch auch Menschen, die einfach eine Auszeit vom Alltag nehmen möchten, wissen die Ruhe und Beschaulichkeit des kleinen Kurortes zu schätzen.

Kurallee

Zwischen Kurmittelhaus und Barockhäuser

Historischer Bahnhof

Landgrafenteich

Blick von der Landgrafenhütte

Barockhäuser