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Parksaal
Der Parksaal
Der 1827 erbaute Parksaal in Bad Salzhausen
Der Parksaal wurde 1827 errichtet und erhebt sich ca. 130 m nördlich des Kurhauses im oberen Kurgarten, dem älteren und ursprünglicheren Teil dieses englischen Landschaftsparks, den der Friedberger Geometer und Landschaftsgärtner Bindernagel ab 1826 angelegt hat. Mit spezieller Zweckbestimmung als Tanzsaal erbaut, liegt er separat wie ein Parkschlösschen in einem barocken Schlossgarten. Solche kleinen Schlossbauten haben das eigentliche Wohnschloss eines Herrschers zum Zwecke des Badens, Musizierens, Jagens (wie z.B. Baden-, Pagoden- und Amalienburg im Nymphenburger Schlosspark in München) oder eben des Tanzens ergänzt. Der entscheidende Unterschied ist, dass dieser Tanzsaal genau wie das schlossartige Kurhaus für ein bürgerliches Publikum errichtet worden ist. Er kennzeichnet damit ganz prägnant das frühe 19. Jahrhundert, als sich das Bürgertum zunehmend emanzipiert und der Adel verbürgerlicht hat. So ist Bad Salzhausen insgesamt einer der frühesten dem allgemeinen Publikum zugänglichen Kurparks in Deutschland.
Der Park- oder Tanzsaal ist ein klarer klassizistischer Saalbau von 20 x 10 m mit dreiseitig umlaufenden rundbogigen Öffnungen, durch die man den Garten betreten kann. An der vierten, nordöstlichen Seite befinden sich der Hautzugang und niedrigere Flügelbauten mit Nebenräumen. Das Gebäude wird von flach geneigten Walmdächern überdeckt. Der einzige äußere Schmuck sind ein umlaufendes Sandsteingesims in Höhe der Bogenansätze und profilierte Sparrenköpfe im Dachüberstand. Das Innere ziert eine zurückhaltend stuckierte Decke (heute abgehängt) mit drei runden mit guss-eisernen Schmuckgittern gefüllten Lüftungsöffnungen. Über die ursprüngliche Gestaltung der Wände ist nichts bekannt.
Der Saal ist zur selben Zeit, als der Hessen-Darmstädter Hofbaumeister Georg Moller das Kurhaus errichten ließ, von dem Giessener Oberbaudirektor und Hofkammerrat Johann Philipp Hofmann erbaut worden. Dass nicht – wie oft behauptet – Moller selbst, sondern Hofmann der Architekt war, ist durch eine 2004 durchgeführte bauhistorische Untersuchung (Büro BauWerk, Wiesbaden) auf Grund von Planunterlagen im Darmstädter Staatsarchiv nachgewiesen worden.
Über Johann Philipp Hofmann, der der Moller-Schule zuzurechnen ist, ist bislang keine Veröffentlichung erschienen. Bekannt ist, dass er ca. 1776 – 1842 gelebt hat und in seinem Amtsbezirk Oberhessen mit zahlreichen Kirchenbauten betraut war. Ein Frühwerk ist die Innenraumgestaltung der Friedberger Burgkirche (1805-08), wo Hofmann zur Rahmung der Prinzipalstücke Altar, Kanzel und Orgel eine Schauwand in Form einer antikischen Tempelfassade gestaltet hat. Die Burgkirche weist übrigens dasselbe Deckenlüftungssystem mit einem runden Ziergitter auf wie der Parksaal. Anschließend war Hofmann vermutlich für den Umbau der Kirche in Klein-Karben 1808/09 verantwortlich. Neu erbaut hat Hofmann in der näheren Umgebung die evangelisch-lutherischen Pfarrkirchen von Melbach (1815/16), Münster bei Butzbach (1830-32) und Staden (1831-37) sowie die katholische Pfarrkirche in Oppershofen (1827-29). Alle diese Kirchen sind im Gegensatz zu Friedberg Bauten von strenger Klarheit ohne übermäßigen Bauschmuck.
Die weitere Entwicklung des Parksaals stellt sich wie folgt dar: Nachdem bereits im 2. Viertel des 19. Jahrhunderts kleinere Veränderungen vorgenommen worden waren, plante man 1937/38 größere Umbauten, die aber nur zum Teil zur Ausführung kamen. Auf der Nordostseite wurden ein ganzer und ein halber Flügelbau abgebrochen und an deren Stelle eine Terrasse mit Pergola errichtet. 1954 wandelte man den Saal in ein Kino um, der Haupteingang wanderte auf die südöstliche Schmalseite. Eine um-fassende Renovierung fand 1980/81 statt. Mit Übernahme des Hessischen Staatsbades als Eigenbetrieb durch die Stadt Nidda ist der Parksaal 2004 grundlegend saniert und in einen multifunktionalen Veranstaltungsraum umgebaut worden. Planung und Bauleitung lagen in den Händen von Architekt Helmut Fiedler, Bad Salzhausen. Auf Anregung des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen hat er die ehemaligen Flügelbauten äußerlich rekonstruiert und eine moderne Eingangszone geschaffen. Für die Gestaltung der Außenanlagen ist im Sommer 2006 ein Antrag auf denkmal-schutzrechtliche Genehmigung gestellt worden.
Geschichtsinteressierten Menschen wird an der Südostfassade ein Wappenstein auffallen. Er gehört nicht ursprünglich zum Gebäude, aber wann und woher diese Spolie hierher versetzt worden ist, ist nicht bekannt. Es handelt sich um das große hessische Landgrafenwappen mit Fürstenhut, gehalten von zwei aufrechtstehenden Löwen. Der Wappenstein ist mit den Initialen E(rnst) L(udwig) L(andgraf) Z(u) H(essen) versehen und 1731 datiert. Zwei Jahre zuvor hatte die Darmstädter Landesherrschaft den Betrieb der Sode Salzhausen selbst übernommen.